Pädagogisches Konzept unseres Waldkindergartens

 

Wir sind eingebunden in die Gemeinschaft vor Ort, wir kennen die Schrebergärtner, die ihre Gärten neben unserem Stellplatz haben, die Waldarbeiter, die wir gespannt beobachten, wenn sie Äste absägen und Bäume fällen, die Polizisten, deren Auto wir begutachten oder deren Pferde wir streicheln dürfen. Wir grüßen Spaziergänger und auf unseren Ausflügen lernen wir Museen, Galerien, Theater, Schwimmbäder usw. kennen. 

 

Durch die Mitarbeit der Eltern erfahren die Kinder Engagement, Hilfsbereitschaft, Konfliktlösung, Selbstachtung und Standhaftigkeit in einer Gemeinschaft.


Die Erzieher*innen begleiten die Kinder auf ihrem Weg und geben ihnen Hilfe zur Selbsthilfe. Sie strukturieren, eingebunden in die oben genannten Ebenen, den Alltag im Kindergarten durch freies Spiel und situative Lernangebote. 

 

Die Kinder erfahren sich in diesem Rahmen als selbstständige Wesen, die eine eigene Meinung haben, sich aber auch in eine Gruppe einfügen können. Sie erleben sich als eigenverantwortliche 

und selbstständige Menschen. Sie sind hilfsbereit und kreativ, offen und beziehungsfähig.


In jedem der folgenden Punkte wird deutlich, wie wir Erziehung verstehen, wie die Kinder über eigenes Erleben und Erfahren wachsen und sich entwickeln. Wie die Kinder durch das Vertrauen, das wir ihnen schenken, zu selbstbewussten Menschen werden. 


Menschenbild 

 

Durch einen offenen, respektvollen und ehrlichen Umgang mit allem Lebenden lernen wir, mit verschiedensten Menschen umzugehen. Dabei sehen wir das Verständnis und die Wertschätzung der Individualität als Grundstock für ein friedliches Miteinander. 


Ich, Du, Wir 

 

Im Kindergarten baut ein Kind außerfamiliäre Beziehungen auf. Es sieht sich als Teil der Gemeinschaft und wird als eigenständige Person wahrgenommen. Kinder erleben und beobachten Konflikte, lernen zu kooperieren, gehen Kompromisse ein und setzen sich durch.
Kinder betrachten die Welt aus ihrem Blickwinkel. Wir können sie dabei unterstützen, sich in die Gefühlswelt von anderen hineinzuversetzen und andere Perspektiven zu verstehen. Sie erleben, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. In Konfliktsituationen kann man „das Feld räumen“, die Geschehnisse aus der Ferne beobachten und das eigene Handeln in Ruhe überdenken.
Die frische Luft, die Ruhe und die Weite des Himmels wirken sich positiv auf das Befinden aus und vermindern Stress. Die Bewegungsfreiheit verdeutlicht aber auch Grenzen. Das unübersichtliche Gelände und die Risiken der Natur erfordern Achtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen. Die Kinder erleben, wie unterschiedlich Menschen und deren Bedürfnisse sind und lernen, damit umzugehen.
Unsere Waldkindergartenkinder entwickeln im Laufe der Zeit enge und intensive, fast familiäre Bindungen zueinander. 


Der englische Garten 

 

Unser Kindergarten befindet sich im nördlichen Teil des Englischen Gartens, einem der größten Stadtparks der Welt. Ein Park also, keine wilde, ungezügelte Natur, aber doch reich, lieblich und geheimnisvoll. Es gibt großflächige Wiesen voller Löwenzahn, Gänseblümchen, Spitz- und Breitwegerich, Pfefferminze, Bärlauch und vieles mehr. Einmal im Jahr treibt ein Schäfer seine Herde von Norden her durch den Park. Das ist jedes Mal ein großes Ereignis. 

Die großen Wiesen vermitteln das Gefühl von Weite und Freiheit. Dazwischen wachsen Baumgruppen, Miniaturwäldchen, die kaum je ein Mensch betritt, bevölkert mit Vögeln, Eichhörnchen und Igeln. Unser Bauwagen steht am Rande einer Kleingärtnerkolonie umringt von Buchen, Kiefern und Birken. Auf der angrenzenden Wiese hat ein Mäusebussard sein Revier, den wir fast täglich bei seiner Jagd beobachten können. 

Manche Orte sind uns besonders ans Herz gewachsen. Wir spielen im Amphitheater und auf der weitläufigen Pferdewiese, wir beobachten die Polizei beim Trainieren ihrer Pferde. Neben den Kiesbergen, die man sauber raufkraxelt und dreckig runterrutscht, donnert der Eisbach in die Isar. Wir baden in den lieblichen Bächen, die es zuhauf im Englischen Garten gibt. Man trifft interessante Spaziergänger mit Hunden. In den Abwasserkanälen lebt ein gewisser „Herr Echo“. Der Englische Garten ist so groß, dass sogar zwei weitere Waldkindergärten Platz darin haben. Im Sommer besuchen wir uns mit unseren Fahrrädern oder wir treffen uns am Bach. Der Englische Garten ist ein öffentlicher Park für alle Menschen. Viele Leute kennen und grüßen uns. 


Bildungs- und Erziehungsziele 

 

Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan entwickelt aus Erkenntnissen der Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie Basiskompetenzen, die als Grundlage für das Wohlbefinden des Kindes sowie sein Zurechtfinden in der Umgebung (mit Menschen, der natürlichen und dinglichen Umwelt) eingestuft werden. Diese sind auch für die Vorschulerziehung von großer Bedeutung. Durch sein enormes Erfahrungspotential stellt der Wald einen Lernort dar, in dem Kinder diese Basiskompetenzen in optimaler Weise selbst entfalten und vom Team entsprechend gefördert werden können. Als Grundlagen der elementaren Bildung begreifen wir hierbei sinnliche Wahrnehmung, Bewegung und Spiel. Dem oft beklagten Bewegungsmangel, der Reizüberflutung, dem Mangel an Sinn(es)erfahrungen sowie der Naturentfremdung im Heranwachsen vieler Kinder stellen wir im Waldkindergarten intensive Bewegungs-, Sinnes- und Naturerfahrungen entgegen.
Körper- und Bewegungskompetenz Bewegung regt und fördert die Denk- und Sprachentwicklung an. Etwas begreifen und darauf zugehen zu können, prägt die Wahrnehmung, weitet den Erfahrungshorizont des Kindes und aktiviert den Sprachentwicklungsprozess. Bewegung bereitet das Kind auf eine immer qualifiziertere Denktätigkeit vor. Außerdem korrespondieren die seelische und geistige Befindlichkeit des Menschen mit seiner körperlichen Beweglichkeit. Das Kind ist im Waldkindergarten durch die Auseinandersetzung mit seinem Lebensraum permanent gefordert, seine Motorik auszubilden. Im Überwinden von Hindernissen, Klettern, Balancieren etc. schulen die Kinder spielerisch ihre Grobmotorik, die durch feinmotorische Übungen mit Naturmaterialien ergänzt werden. Darüber hinaus integrieren wir Ballspiel, Malen und Zeichnen mit Stift bzw. Pinsel, die Arbeit mit Schere und anderen Werkzeugen (Hammer, Schnitzmesser, Säge...) in den Kindergartentag. Das Team gibt Gelegenheit und Anregung zur Abwechslung von anstrengenden und entspannenden Phasen im Tagesablauf. Bezüglich der physischen Gesundheit der Kinder trägt das beständige Draußen-in-Bewegung-Sein zur Stärkung des Immunsystems, zur Vorbeugung von Haltungsschäden und Übergewicht, zur Anregung des Herz-Kreislauf-Systems sowie zur Entwicklung eines positiven Körpergefühls bei. Durch gesunde Mahlzeiten beim Frühstück und Mittagessen wird die körperliche Entwicklung des Kindes unterstützt. 


Sprachkompetenz

 

Von Anfang an versucht ein Kind zu kommunizieren. Dies geschieht durch Gestik, Mimik Laute bis hin zum vollen Erwerb der Sprache. Das Kind lernt Sprache durch Beziehungen zu Menschen, in der Familie in Alltagssituationen und in Bildungseinrichtungen. Neben der Kinderkonferenz und dem Frühstück, bei dem der Tag im Kindergarten gemeinsam mit den Kindern besprochen und geplant wird, wird in unserem Waldkindergarten auch sonst sehr viel geredet. 

Gelegenheiten gibt es viele: beim Brotzeit machen, bei den Spaziergängen zu den verschiedenen Plätzen, bei einem ruhigen Augenblick auf der Wiese, beim Mittagessen und beim gemütlichen Kuscheln im Bauwagen. Die Erzieher*innen achten darauf, dass Regeln eingehalten werden und faire Kommunikation stattfindet. 

Besonders wichtig ist aktiv zuzuhören. Denn Zuhören bedeutet für ein Kind, ich werde ernst genommen, es interessiert sich jemand für mich, ich fühle mich sicher und geborgen. Es wird zur Kommunikation animiert. Einen hohen Stellenwert haben Bücher für uns. Es wird jeden Tag mindestens ein Buch vorgelesen. Häufig werden dabei fremde Wörter erklärt, Sinnzusammenhänge abgefragt und ähnliche Erlebnisse ausgetauscht. 

 


Phantasie- und Kreativitätskompetenz 

 

Durch den Ansatz der Spielzeugfreiheit erfinden unsere Kinder permanent neue Spiele und interpretieren Naturmaterialien in ihrer Bedeutung je nach Spielidee. Durch die wöchentlichen Projekte mit Tanz- und Kunstpädagoginnen werden Phantasie und Kreativität zusätzlich gefördert (künstlerische Aktivitäten). 


Emotional- und Sozialkompetenz 

 

Das pädagogische Personal unterstützt die Kinder darin, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen, offen und unbefangen Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit anzunehmen, sich in die Menschen und ihre Emotionen einzufühlen, Mitverantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und untereinander nach angemessenen Lösungen bei Konflikten zu suchen. Durch Partizipation und Mitbestimmung der Kinder im Alltag, beispielsweise bei der Planung des Tages, der Gestaltung des Sommerfests oder weiterer Feierlichkeiten, Lösung von Konfliktsituationen sowie der Kinderkonferenz, möchten wir eine optimale Voraussetzung dafür bieten, soziale Beziehungen aufzubauen, Freundschaften zu schließen, konstruktives Konfliktverhalten einzuüben, den Ausdruck ihrer Gefühle zu erlernen und diese zuzulassen, das Aufstellen sozialer Regeln zu erproben und damit ein positives Selbstbild zu entwickeln. Bei demokratischen Entscheidungen können die Kinder das Wort „Mehrheit“ begreifen lernen und sich weiter als Teil einer aktiven, heterogenen Gemeinschaft erfahren. 


Motivations- und Konzentrationskompetenz 

 

Kinder entdecken die Welt. Sie werden auf ihrer Erkundungsreise angeregt durch das, was sie umgibt. Im freien Spiel draußen in der Natur haben die Kinder die Möglichkeit, sich mit ihren individuellen Interessen zu beschäftigen. Dadurch bleibt die natürliche Begeisterungsfähigkeit und Neugierde des Menschen erhalten und Konzentrationsfähigkeit kann sich entwickeln. 


Mathematisch-naturwissenschaftliche Kompetenz 

 

Unsere Kinder lernen Zahlen, geometrische Formen und Mengen spielerisch. Häufig sind es die älteren Kinder oder die VorschuIkinder, die - sich z. B. für Zahlen interessieren, dies weckt die Neugier der Jüngeren und so können alle irgendwann zählen. Auch beim täglichen Frühstücksritual freuen sich die Kinder darauf, die anwesenden Kinder zu zählen und die Anzahl der fehlenden Kinder herauszufinden. Längen und Gewichte und auch Mengen lernen die Kinder durch ihren täglichen Umgang mit der Natur und durch das Gegenüber der anderen Kinder. „Mein Stock ist länger“, „mein Stein ist schwerer“, „ich habe mehr Blumen gepflückt als du“. Unsere Kinder sind wissbegierig, sie stellen viele Fragen wie z.B. „Wie funktioniert eine Taschenlampe, wie ein Motor?“ und erhalten Antworten von Kindern, die es schon wissen oder von den Erziehern oder schauen selbst in einem der Bücher nach. Sie lernen spielerisch in und von der Natur: Ein Stein sinkt im Wasser, Holz kann schwimmen, aber Boote gehen unter, wenn sie zu schwer beladen sind, Wasser in Pfützen wird bei Kälte zu Eis, Eis taut bei Wärme. Die Kinder werden dabei in ihrem Wissensdurst von den Erzieher*innen unterstützt und gefördert. Wissen erhalten sie zusätzlich durch Besuche unterschiedlicher kultureller Einrichtungen an den Ausflugstagen.


Ethisch-moralische Wertekompetenz 

 

Kinder sind die Erwachsenen von Morgen und lernen mit uns, durch unser Vorleben und die Werte, die wir vermitteln. So helfen wir beim Aufbau einer positiven Grundhaltung gegenüber des eigenen Selbst sowie der Umwelt.
Wir legen in unserer Einrichtung besonderen Wert auf Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Tier- und Naturschutz. Im Miteinander sind uns Mitmenschlichkeit, Akzeptanz und Respekt das Wichtigste. Wir begegnen den verschiedenen Religionen, dem individuellen Glauben und unterschiedlichen Lebenskonzepten offen und rücksichtsvoll. Dabei lernen die Kinder gesellschaftliche Stereotypen, Rollenbilder und Klischees zu hinterfragen. Jede/r hat die Freiheit, sich so zu zeigen und auszuleben, wie sie/er möchte und wird unabhängig vom Geschlecht, der eigenen Geschlechtsidentität und Persönlichkeit akzeptiert und als Individuum wahrgenommen. 

Wir bestärken die Persönlichkeitsentwicklung, das Verantwortungsbewusstsein, Erfahrensbildung, das Lernen und die Verbundenheit der Kinder mit der Welt (Mensch, Tier und Natur). Bräuche und Feste unseres Kulturkreises (Fasching, Ostern, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten, Geburtstage etc.) werden gefeiert und stehen jährlich im Fokus. Feste und Bräuche anderer Religionen und Kulturen gehören ebenso in den Kindergartenalltag: Wenn eine Frage zu Ramadan aufkommt, wenn in einem 

Buch von afrikanischen Kultren erzählt wird, geflüchtete Kinder aus der Ukraine einige Wochen im Kindergarten mit uns verbringen oder ein Kind von seiner buddhistischen Freundin und ihren Gottheiten erzählt (siehe auch weiter unten den Punkt „Interkulturelle Kompetenz“). 


Autonomieerleben (Persönlichkeitsentwicklung) 

 

Unsere Kinder sollen – unter Berücksichtigung ihrer Umgebung und den Bedürfnissen anderer – zu selbstbestimmten Persönlichkeiten heranwachsen. Voraussetzung hierfür ist, dass sie sich immer wieder als Gestalter*innen ihrer Handlungen erleben. Der Wald bietet hierfür sehr gute Bedingungen, da jede Handlung eine für das Kind spürbare Konsequenz nach sich zieht: Ist das Kind z. B. leise, kann es Vögel beobachten; entfernt es sich zu weit von den anderen, findet es sie u.U. nicht sofort wieder. Das Team unterstützt dieses Ziel außerdem, indem es den Kindern Wahlmöglichkeiten anbieten und sie zur Mitgestaltung am Ablauf des Kindergartentages, der Regeln etc. animieren. 


Interkulturelle Kompetenz 

 

Kinder begegnen der Welt grundsätzlich offen. Sie treffen dabei auf eine Fülle von Eindrücken, Erfahrungen, Anforderungen und Begegnungen. Um sich in ihrer Lebenswelt zurecht zu finden, entwickeln sie ein Wertegefüge, welches Sicherheit, Struktur und Orientierung bietet. Im Verlauf seiner Auseinandersetzung mit der Welt (Bezugspersonen, Familie, Kinder, Erzieher*innen, etc.) entwickelt das Kind zunehmend ein Bewusstsein von sich selbst, seinen Eigenheiten und Möglichkeiten sowie von den Wertvorstellungen und Zielen, die sein Handeln bestimmen. Rituale und das Philosophieren über Sinnfragen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Eine Grundhaltung, die Individualität und Verschiedenheit auch in Bezug auf religiöse oder weltanschauliche Zugehörigkeit als wertvoll erachtet, ermöglicht es anderen sowie sich selbst mit Achtung zu begegnen. Der Naturkind Waldkindergarten ist allen Konfessionen gegenüber offen. 

Bezüglich der Feste im Jahreskreis (Erntedank, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten, Fasching, Ostern) orientieren wir uns momentan am christlichen Glauben und dessen Tradition. 


Partizipation 

 

"Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden." 

(Richard Schröder, Pädagoge und ehemaliger Leiter des ersten Kinderbüros „ProKids“) 

Unsere Kinder wirken am Tagesgeschehen mit. Gemäß ihrem Entwicklungsstand beteiligen sie sich an Entscheidungsfindungsprozessen. Sie lernen, ihre Belange und Wünsche zu äußern, die der Anderen zu hören und eine gemeinsame Entscheidung zu treffen. Dabei lernen die Kinder auch, es auszuhalten, wenn eine Lösung entgegen den eigenen Wünschen gefunden wurde. 

Entsprechend ihrem Entwicklungsstand begleiten die Erzieher*innen die Kinder bei dem Entscheidungsprozess. Die Kinder dürfen freiwillig etwas beitragen und werden dabei ernst genommen. Ihnen wird aufmerksam zugehört. Sie wecken das Interesse der Kinder und motivieren sie, sich zu beteiligen und sich für sich und andere zuständig zu fühlen. 

Die Erzieher*innen schaffen Raum für Mitbestimmung. Zum Beispiel dürfen unsere Kinder gemeinsam entscheiden, wo sie den Tag verbringen möchten. Beim Frühstück werden Vorschläge gesammelt, dann wird abgestimmt. Bei klarer Mehrheit steht der Ort fest, bei einem ausgewogenen Stimmergebnis wird nach einer Möglichkeit gesucht, mehrere Vorschläge so abzustimmen, dass sie alle verwirklicht werden können. Regeln werden gemeinsam mit den Kindern diskutiert und festgelegt. Unsere Kinder können frei wählen, wo, mit wem und was sie spielen. Sämtliche Materialien sind frei zugänglich. Sie dürfen dann essen, wenn sie Hunger haben und müssen nicht warten, bis „allgemeine Essenszeit“ ist. Trotzdem gibt es ein gemeinsames Frühstück und ein gemeinsames Mittagessen.


Widerstandsfähigkeit (Resilienz) 

 

Jedes Kind tritt auf dieser Erde mit seiner ganz eigenen seelischen Konstitution an. Die Widerstandsfähigkeit entwickelt sich durch die gemachten Erfahrungen. Für die Veranlagungen der Qualitäten, die ein Kind braucht, um sich resilient in die Welt zu stellen, sind besonders die frühen Kindheitsjahre eine entscheidende Lebensphase. Diese Widerstandsfähigkeit kann mit der Zeit und unter verschiedenen Umständen variieren. Dabei spielen innere und äußere Schutzfaktoren für das Kind eine wichtige Rolle.


Zu den inneren Schutzfaktoren gehören:

·       eine gute Selbstwahrnehmung, d.h. das Kind kann sich selber einschätzen; es spürt sich körperlich und seelisch gut

·       das Kind kann Probleme adäquat lösen (Problemlösefähigkeit)

·       es muss das Gefühl haben, dass es beachtet und wahrgenommen wird in dem, was es tut und etwas bewirken kann (Selbstwirksamkeit)

·       um in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben, braucht das Kind eine gute Selbstregulation

·       soziale Kompetenz zeigt das Kind, wenn es sich an helfende Menschen wendet und kompromissbereit ist

·       die Stressbewältigung erlernt das Kind, wenn es anstrengende Dinge vollbringt und doch optimistisch bleibt und durchhält 

 

Die externen Schutzfaktoren in der Lebensumwelt des Kindes entstehen durch:

·       eine sichere Bindungserfahrung zu mindestens einer Bezugsperson, die Halt und Orientierung gibt, und die die Wünsche und Vorstellungen des Kindes ernst nimmt; die Bezugsperson zeigt absolute Verlässlichkeit im gesprochenen Wort

·       das Kind braucht ein wertschätzendes und zugewandtes Erziehungsklima in Elternhaus und Kindertageseinrichtung

·       es benötigt gute und aufrichtige Vorbilder bei der Bewältigung schwieriger Situationen - das heranwachsende Kind muss sich selber viel zutrauen dürfen

·       es braucht die soziale Zugehörigkeit zu einer Gruppe

·       wohl dosierte Verantwortlichkeit für die Gemeinschaft muss ihm zugetraut werden

·       das Kind soll eine individuell angemessene Leistungsfähigkeit spüren

Es gehört zu unserer grundlegenden Aufgabe im Kindergarten, dass wir die Kinder stärken und fördern, indem wir ihnen Möglichkeiten schaffen, die ihnen ein weites Erstarkungsfeld bieten. Denn resiliente Kinder haben bessere Chancen, die auf sie zukommenden gesellschaftlichen, familiären und individuellen Veränderungen und Krisen erfolgreich zu bewältigen. Durch die festen Bezugspersonen im Kindergarten, sowie die unmittelbare soziale Vernetzung mit den Kindern und dem damit entstehenden Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sowie dem strukturierten Tages-, Wochen- und Jahresablauf erfährt das Kind eine Stärkung seiner Widerstandsfähigkeit.


 Medienkompetenz

 

lm Kindergarten ist unseren Kindern hauptsächlich das Medium Buch zugänglich, da wir keinen Stromanschluss haben. Über die Medien Fernsehen und Computer findet an den Elternabend immer wieder ein reger Austausch mit den Erziehern*innen statt. In welchem Ausmaß die Kinder diese Medien kennenlernen, liegt im Ermessen der Eltern. 


Lernmethodische Kompetenz 

 

Die Grundlage für einen bewussten Wissens- und Kompetenzerwerb und für ein lebenslanges, selbst gesteuertes Lernen ist das Erwerben einer lernmethodischen Kompetenz. Lernmethodische Kompetenz baut auf vielen Basiskompetenzen auf und ist von ihnen abhängig: Denkfähigkeit, 

Gedächtnis, Kreativität, moralische Urteilsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit. Diese Kompetenzen werden, wie in folgenden Kapiteln beschrieben, durch das Spiel mit und in der Natur herausgebildet. Zum Beispiel möchte ein Kind, angeregt durch das Spiel, am Bach ein Boot bauen, mit dem es Steine transportieren kann, die es am Ufer gefunden hat. Es überlegt sich, welche Werkzeuge und Materialien es braucht. Es bittet den Erzieher um das Werkzeug und eventuell um Hilfestellung beim Bauen. Es überlegt sich, wie das Schiff aussehen soll und wie es das Schiff baut, damit es schwimmen kann, anschließend kann die „Seetauglichkeit“ des Bootes im Bach getestet werden. Ein weiteres Beispiel ist das Folgende: Ein Kind möchte auf einen Baum klettern, kommt aber einfach nicht hoch. Das Kind beobachtet ein anderes Kind, wie es auf den Baum klettert und lernt, indem es die Schritte des Kindes nachklettert.